Lichtpolymerisation ein notwendiges Übel oder doch nur kurzer Zwischenschritt?
Der kanadische Zahnarzt und Wissenschaftler Richard Price der Dalhousie Universität in Halifax beschäftigt sich über die letzten Jahrzehnte vorrangig mit diesem Thema und hat im Interview mit Dental Tribune seine wertvollsten Tipps zur Lichtpolymerisation preisgegeben und erzählt wie wichtig Polymerisationslampen für den Erfolg Ihrer Praxis sind.
Vielen Dank für diese Gelegenheit zur Diskussion über die unzureichende Aushärtung von dentalen Composites. Das Problem besteht meines Erachtens darin, dass die meisten Zahnärzte nie über die Bedeutung eines geeigneten Lichtgeräts informiert wurden und nicht wissen, was ein gutes Lichtgerät ausmacht. Sogar die Anwendung der billigsten Polymerisationslampe und die schlampigste Polymerisationstechnik resultieren in einer Composite-Restauration, die hart erscheint. Das Problem ist, dass Zahnärzte nicht feststellen können, ob die Restauration in der Tiefe und an der Unterseite ausreichend ausgehärtet ist. Eine unvollständig ausgehärtete Restauration ist insuffizient und anfälliger für Frakturen; sie weist unzureichende Haftwerte auf und ist anfällig für postoperative Sensibilitäten. Des Weiteren kann die Farbstabilität beeinträchtigt sein. Tendenziell gelangen durch unvollständig ausgehärtete Composite-Restaurationen mehr herauslösbare Substanzen in den Körper. Alle diese negativen Konsequenzen sind auf eine unvollständige Polymerisation zurückzuführen und können vermieden werden.
Polymerisationsgeräte sind Medizinprodukte und nur zugelassene Medizinprodukte sollten an Patienten eingesetzt werden. Die Lichtgeräte von Ivoclar Vivadent sind zugelassene Medizinprodukte. Zusätzlich sind sie funktional, ergonomisch, zuverlässig und wurden gründlich nach internationalen Standards getestet. Durch das breitbandige Wellenlängenspektrum sind die Bluephase Lichtgeräte ausserdem für alle gängigen Dentalmaterialien und Verbundsysteme geeignet.
Einerseits die neue Polyvision-Technologie; andererseits ermöglichen die Leistungsstärke und hohe Lichtintensität der Lichtgeräte die Aushärtung von direkten und indirekten Restaurationen. Abhängig von der Schichtstärke indirekter Restaurationen kann das Lichtgerät für die Aushärtung von Compositezementen eingesetzt werden, die bei den meisten indirekten Restaurationen für den Verbund zum Zahn eingesetzt werden. Ich verwende gerne die leistungsstarken Belichtungsprogramme für die Aushärtung von Compositematerialien bei indirekten Restaurationen und die Standardprogramme für die direkte Füllungstherapie.
Der Polyvision-Belichtungsassistent erkennt selbstständig, ob das Handstück während des Belichtungsvorgangs bewegt wird und unterstützt Zahnärzte dabei, eine zuverlässige Aushärtung zu erzielen. Das Gerät weist mittels Vibration auf die Fehlanwendung hin und verlängert die Belichtungszeit automatisch oder bricht den Vorgang ab.
Ivoclar Vivadent ist sich dessen bewusst, dass der Erfolg ihrer Composite-Materialien von der Aushärtung beeinflusst wird. Aus diesem Grund bietet das Unternehmen ausgezeichnete Lichtgeräte an.
Hersteller geben oft an, dass von ihrem Lichtgerät eine hohe Lichtintensität zur Verfügung gestellt wird. Manchmal ist die Lichtleistung jedoch geringer. Wie das sein kann? Ich denke, dass die Formulierungen der internationalen Standards bei Lichtgeräten erhebliche Probleme verursacht. Diese Standards verlangen vom Hersteller, die gesamte Lichtleistung zu messen und sie dann durch die Fläche des aktiven Lichtaustrittsfenster zu dividieren. Das bedeutet, dass ein Lichtgerät mit einem Lichtaustrittsfenster von 7 mm Durchmesser nur halb so viel Leistung erreichen muss wie ein Lichtgerät mit einem Lichtaustrittsfenster von 10 mm Durchmesser (eine Lichtaustrittsfläche mit 7 mm Durchmesser ist halb so gross wie eine mit 10 mm Durchmesser). Ausserdem liefert diese Methode einen einzigen Lichtintensitätswert – einen Durchschnittswert über das Lichtaustrittsfenster. Das Lichtaustrittsfenster weist jedoch oft Stellen mit einer hohen und Stellen mit einer eher niedrigen Lichtintensität auf. Das sehe ich immer wieder bei Low-Cost-Lichtgeräten.
Im Gegensatz zu Low-Cost Geräten weisen die Bluephase-Lichtgeräte eine ausgesprochen gleichmässige Verteilung der Lichtleistung auf. Einige Modelle der Bluephase-Lichtgeräte haben ein integriertes Radiometer in der Ladestation. Dies erleichtert die tägliche Überprüfung der Lichtintensität. Das mag vielleicht unnötig erscheinen. Aber was tun Sie, wenn Sie ihr Lichtgerät nur einmal in der Woche oder im Monat überprüfen und es beim Test durchfällt? Denn irgendwann wird dies der Fall sein. Kontrollieren Sie dann alle Restaurationen und wiederholen Sie alle Behandlungen seit der letzten erfolgreichen Überprüfung der Lichtintensität?
Ich empfehle bei der Lichthärtung die folgenden Schritte:
Lesen Sie zuerst die Gebrauchsinformation des Lichtgeräts und der Composite-Materialien, die Sie verwenden. Die Belichtungszeit von 3 Sekunden bei der Bluephase PowerCure sollte beispielsweise nur für Tetric PowerFill und Tetric PowerFlow von Ivoclar Vivadent eingesetzt werden. Das 3sCure-Belichtungsprogramm kann nicht in Kombination mit allen Composites verwendet werden.
Was möchten Sie aushärten? Ich weiss, das klingt selbstverständlich. Aber ich habe oft gesehen, dass Dentalassistenten das Lichtgerät über den falschen Zahn gehalten haben – zumindest während eines Teils der Belichtungsdauer
Richten Sie den Lichtleiter möglichst senkrecht und nicht schräg zur Füllungsoberfläche aus. Licht bewegt sich geradlinig; eine falsche Ausrichtung des Lichtleiters wird nicht auf magische Weise kompensiert
Starten Sie die Belichtung direkter Restaurationen mit ein paar Millimeter Abstand, damit Sie Ihre schöne anatomische Form nicht plattdrücken. Die Oberfläche wird nach nur einer Sekunde hart. Positionieren Sie den Lichtleiter danach so nahe wie möglich über der Oberfläche des Compositematerials. Falls notwendig, verwenden Sie zur Fixierung des Lichtleiters direkt über der Restauration beide Hände.
Tragen Sie einen geeigneten orangefarbigen Augenschutz oder ein Schutzschild, um die Augen zu schützen. Beobachten und kontrollieren Sie während der Belichtung die Positionierung des Polymerisationsgerätes
Beachten Sie die Belichtungsempfehlungen der Gebrauchsinformation des Composite-Materials.
Bei der Versorgung von Defekten der Kavitätenklasse II belichte ich nach der Entfernung des Matrizenbands zusätzlich noch von bukkal und lingual.
Für indirekte Restaurationen verwende ich die gleiche Technik, härte jedoch den Zement zuerst an und entferne dann den Überschuss. Danach positioniere ich den Lichtleiter zur Aushärtung direkt auf der indirekten Restauration.
Desinfizieren Sie das Lichtgerät mit dem gemäss Herstellerangaben empfohlenen Desinfektionsmittel. Einige Desinfektionsmittel können das Lichtgerät beschädigen.
Kontrollieren Sie die Spitze des Lichtleiters auf Risse, Beschädigungen und Compositerückstände. Die Verwendung einer Kontaminationsschutzhülle dient der Infektionsbekämpfung und verhindert das Anhaften von Compositematerial am Lichtgerät. Allerdings muss dabei beachtet werden, dass durch die über den Lichtleiter der Bluephase PowerCure und Bluephase G4 gestülpte Schutzhülle eine optimale Funktion der Polyvision-Technologie nicht mehr sichergestellt ist. In diesem Fall benutzen Sie am besten zwei Hände zur Positionierung des Lichtleiters und beobachten genau, dass das Gerät während der Lichthärtung nicht verrutscht.
Dr. Price ist Prothetiker und Leiter der Abteilung Digitale Zahnmedizin an der Dalhousie University in Halifax, Nova Scotia in Kanada. 1979 erlangte er den Bachelor of Dental Surgery (BDS) an der University of London in England und 1988 schloss er das Studium der Zahnheilkunde (DDS) an der Dalhousie University ab. 1984 absolvierte er seine Facharztausbildung an der University of Michigan und 2001 promovierte er zu den Themen Dentaltechnologie und Dentalwerkstoffe an der Universität Malmö in Schweden. Richard Price engagiert sich in der Lehre von Lichthärtung und forscht im Bereich dentale Kunststoffmaterialien. Er ist Verfasser von über 190 Peer-Review-Artikel und Mitverfasser des Kapitels über Lichthärtung in der 7. Ausgabe des Handbuchs «Sturdevant's Art and Science of Operative Dentistry».
Dr. Price veranstaltet Symposien zum Thema Lichthärtung in der Zahnmedizin. Konsenserklärungen anlässlich dieser Symposien unterstützen Zahnärzte dabei, ihre Patienten mit optimalen Dentalrestaurationen zu versorgen. Sie werden auf Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch und Portugiesisch veröffentlicht.